Was ist eigentlich PU Leder?

Echtes Leder – Hintergrundwissen zu verschiedenen Ledern und zur Lederherstellung

 

Wenn beim Kauf PU-Leder auf dem Leder steht, dann fragen sich viele, was soll das eigentlich bedeuten? Egal, ob es sich um Möbel, Schuhe oder Handtaschen handelt, bei jedem Kauf von Lederwaren drängt sich zumeist die Frage auf: Ist das echtes Leder? Bei der Kennzeichnung gibt es viele verschiedene Begrifflichkeiten, die oft mehr verwirren als informieren. Auch Indikatoren wie Haptik und Geruch können nur bedingt eine Antwort liefern. Manchmal kann es auch vorkommen, dass Leder nicht richtig deklariert wird. Damit Sie trotzdem den Überblick behalten und wissen, woran Sie sind, möchten wir Ihnen im Folgenden eine Zusammenfassung über die verschiedenen Lederarten und die Herstellung von Leder geben. Außerdem vergleichen wir die Vor- und Nachteile von Nappaleder und PU-Leder.

 

Die verschiedenen Lederarten

Die Eigenschaften des Leders hängen stark davon ab, von welchem Tier das Leder stammt. Häufig wird Rindsleder für Polstermöbel, Autositze oder Schuhe verwendet, da es sehr robust ist. Daneben gibt es noch viele weitere Lederarten:

 

● Ziegenleder – ist ebenfalls sehr stabil und wird für Schuhe und Taschen verwendet. Typisch für Ziegenleder sind halbmondförmigen Poren der Narbenseite.

● Schafsleder – dieses Leder ist weich und leicht, es wird unter anderem für Kleidung verwendet.

● Schweinsleder – ist qualitativ nicht ganz so hochwertig wie Rindsleder und wird auch zur Herstellung von Veloursleder verwendet.

● Pferdeleder - ein recht seltenes und daher oft teures Leder, dessen Qualität der von Rindsleder gleicht.

● Gämsenleder – dieses recht seltene Leder ist fettgegerbt und zeichnet sich durch gute Saugfähigkeit aus.

● Krokodilleder – ist formstabil und wird hauptsächlich für Luxusprodukte verwendet. Man erkennt es sofort an seiner charakteristischen Oberfläche.

● Fischleder – ist sehr selten und ähnlich wie Leder von Reptilien besonders aufgrund seiner Struktur und Farbe interessant.

 

Von den Häuten dieser Tiere können teilweise verschiedene Leder entstehen: Glattleder, Nubuk- oder Veloursleder und auch PU-Leder. Um die Unterschiede zwischen diesen Ledern zu verdeutlichen, ist es notwendig, die wichtigsten Schritte im Prozess der Lederherstellung genauer zu betrachten.

 

Gerbung und Bearbeitung des Leders

Damit aus einer Tierhaut ein langlebiges und schönes Stück Leder wird, sind viele Schritte nötig. Zunächst werden die Tierhäute in der sogenannten Äscherei in großen Laugen-Fässern „geweicht“ und gereinigt. Auch die Haare werden entfernt. Die enthaarte Haut (die Blöße) wird dann ggf. gespalten. Besonders dickere Leder, zum Beispiel vom Rind, werden häufig in mindestens zwei Lagen gespalten. Dabei ist die oberste Schicht, die sogenannte Narbenseite, am wertvollsten. Diese wird zu Glattleder und ist von besonders guter Qualität. Die abgespaltenen unteren Schichten werden als Spaltleder bezeichnet. Nach der Äscherei wird beim „Entkälken“ die Haut wieder auf einen geringeren ph- Wert gebracht, damit sie im nächsten Schritt die konservierenden Gerbstoffe aufnehmen kann. Schließlich werden beim Gerben die Lederhäute konserviert, da sich die Gerbstoffe mit dem Kollagen der Haut vernetzen. So wird das Leder langfristig haltbar, hitzebeständig und bewahrt seine Weichheit. Nach der Gerbung erfolgen unter anderem die Färbung und Trocknung.

 

Die verschiedenen Leder

Je nachdem welche Teile des gespaltenen Leders weiterverarbeitet werden, entstehen verschiedene Leder:

 

Glattleder

Glattleder wird in verschiedene Lederarten unterteilt. Der Begriff Nappaleder wird für alle weichen Leder verwendet, deren Oberseite von der Außenhaut des Tieres stammt und die somit von besonders guter Qualität sind. Das so entstehende Leder hat also eine glatte, narbenseitige Oberfläche und eine rauere Unterseite. Zu den Glattledern gehören auch Anilin- und Semianilinleder. Anilinleder ist ein offenporiges, naturbelassenes Glattleder und behält deshalb seine besondere Weichheit, allerdings ist es auch ziemlich schmutzempfindlich. Semianilinleder hingegen hat eine dünne Farb- bzw. Schutzschicht. Durch diese Pigmentschicht ist das Leder etwas unempfindlicher und ist trotzdem noch weich, auch die natürliche Porenstruktur ist noch gut erkennbar. Um Leder unempfindlicher zu machen, erhalten häufig bereits gefärbte Anilinleder noch eine zusätzliche Farbschicht, sowie einen Schutzlack. Dann spricht man von pigmentierten Glattledern.

 

Rauleder

Bei Rauledern handelt es sich entweder um Leder, die auf der Narbenseite abgeschliffen wurden (Nubukleder) oder um die untere Schicht eines gespaltenen Leders (Veloursleder).

 

PU-Leder

PU-Leder ist folienbeschichtetes Spaltleder. Dafür wird ein Veloursleder mit einer Folie beschichtet und durch Prägung das stabilere und hochwertigere Narbenleder imitiert. Dieses ist oft schwer vom echten Narbenleder zu unterscheiden. Ist die Folienbeschichtung dicker als 0,15 mm, muss es als beschichtetes Leder bezeichnet werden. In anderen Ländern wird das Leder teilweise schon in diesem Fall als Kunstleder bezeichnet. Die Beschichtung besteht in der Regel aus dem Kunststoff Polyurethan, der dem Leder die nötige Stabilität verleiht. Auch wenn das PU-Leder und das Narbenleder auf den ersten Blick gleich aussehen mögen, haben sie dennoch gänzlich unterschiedliche Eigenschaften.

 

PU-Leder und Nappaleder im Vergeich

Das PU-Leder ist deutlich preiswerter als echtes Narbenleder. Obwohl das PU-Leder eine Rückseite aus echtem Veloursleder hat, gibt es große Unterschiede zu den qualitativ hochwertigeren Nappaledern. Durch die Kunststoffbeschichtung fühlt sich PU-Leder kälter an als Nappaleder, da es Wärme nicht so gut leitet. Es ist nicht atmungsaktiv und kann deshalb, besonders an heißen Tagen, eher als unangenehm auf der Haut empfunden werden. Von Vorteil ist, dass es sich leicht reinigen lässt: Schmutz kann in der Regel mühelos abgewischt werden. Für PU-Leder gibt es spezielle Pflegemittel; auf normale Lederpflegeprodukte sollte nicht zurückgegriffen werden, da diese Rückstände hinterlassen können. PU-Leder sind weniger langlebig als Narbenleder und anfälliger für Schäden. Die aufgeklebte Folie kann sich mit der Zeit überdehnen und einreißen oder ablösen - dann kommt die untere Veloursschicht zum Vorschein.

 

Auf einem Blick:

 

Bei Kunstleder wird übrigens auch oft mit einer PU-Schicht gearbeitet. Zusätzlich gibt es eine Gewebeschicht, die dem Kunstleder mehr Stabilität verleiht. Manchmal werden auf die Rückseite sogar Lederfasern geklebt, um den Anschein zu erwecken, dass es sich um echtes Leder handelt.

 

Letzten Endes ist entscheidend, wofür das Leder verwendet wird. Für langlebige und atmungsaktive Kleidungsstücke ist echtes Narbenleder natürlich besser. Ist es wichtig, dass das Leder schmutzresistent ist und sich leicht reinigen lässt, z.B. die Ledersitze von Autos und Booten, ist es verständlich, dass teilweise oder sogar ganz auf PU-Leder oder Kunstleder zurückgegriffen wird.